Bazar andalus

Kategorie: Liedtexte CD Convivencia

Gartenlied

Der Garten mit seinem geschützten Innenhof steht in der gesamten orientalischen Kultur für das Paradies auf Erden, für den Ort des Seelenfriedens, der Abkehr von der äußeren Welt. Der Dichter Ibn Khafadja (1058-1139) wird auch „der Gärtner“ genannt, da er der Naturdichtung eine besondere Bedeutung gegeben hat. Sein besonderes Stilelement ist eine Vermischung von Natur und Eros gepaart mit der Nostalgie verlorener Paradiese. Landschaften werden bei ihm zu Seelenlandschaften, wobei die Natur oft als Frauengestalt erscheint oder mit femininen Attributen versehen wird.

Hier endet unsere Musik mit den Worten: „Weil ich in meinem Garten glücklich bin!“

Going away – der Weg der Flucht

Ich habe keine Flügel,

mit denen ich zum Himmel fliegen kann.

Ich habe keine Flügel,

mit denen ich mich auf eine Wolke setzen könnte.

Ich habe keine Flügel,

so kann ich mich nicht auf den Mond setzen,

um ein bisschen zu ruhen.

O du Gott von Blumen und Schmetterlingen,

warum habe ich keine Flügel,

mit denen ich fliegen kann,

und weiter fliegen,

und weiter fliegen,

und weiter fliegen…

Dieses Gedicht schrieb Esmail Saedi aufgrund seiner Fluchterfahrung aus dem Iran nach Deutschland. In einer Zeit, in der Europa sich zur Festung ausbaut und tausende Menschen auf dem Weg durch die Sahara sterben und im Mittelmeer ertrinken, haben wir einen kraftvollen afrikanischen Groove gewählt um zu zeigen: Diese Menschen sind nicht aufzuhalten. Sie werden weiter zu uns kommen! Nur eine gerechte und gemeinsame Lösung mit unseren Nachbarn kann unsere freiheitliche Lebensweise, kann das Europa der Menschenrechte retten.

Hegerito (Esmail Saedi)

Du Ausreißerin,

du bist weg gegangen

und es ist so schwer für mich.

Du warst mein Fundament

jetzt ist mein Haus zerfallen.

Jeden Tag und jede Nacht

sehne ich mich nach deinem Gesicht

und meine Augen sind voller Tränen

Das Wasser in meinen Augen ist wie Wein

und mein Kummer ruft dich wie die Neyflöte

Ich bewerfe meinen Kopf mit Schlamm

weil du so weit entfernt bist

und diese Liebe mich verbrennt.

Meine Grazie, meine Schöne,

in dieser Zeit, in der ich dich verloren habe

steigt das Wasser hoch in meine Augen

wie im Fluss des Sirwan.

Wie viel Lasten du auch tragen musst,

ich bin bereit sie zu nehmen.

So sagen es hunderttausende Liebhaber auf der ganzen Welt

zusammen mit mir.

Baran – Regen

Baran – Regen (kurdisches Volkslied)

Der Bach fließt murmelnd hinunter vom Berge
die Blumen blühen auf den Feldern
und überall sprießt das Gras
Es regnet, es regnet
langsam fallen die Regentropfen
Die Liebe zu Shirin hat mich toll gemacht
Sie wiegt sich in ihrem Gang nur für mich
und ich verfalle ihr.
Aber es ist nicht meine Schuld
– sie hat es mit mir getan.

Es regnet…

Bin ich etwa der Ofen eines Schmiedes,
dass du jedes Mal dieses Feuer in mir entfachst?

 

Nostalgia (Gedicht Hafes)

An meine Geliebte (Hafes, geb. 1326; gest. 1390 in Schiras)

Du siehst mich

und meine Schmerzen mit Dir nehmen beständig zu.

Ich sehe Dich

und mein Interesse an Dir nimmt beständig zu.

Du fragst mich nicht nach meinem Zustand.

Ich weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht.

Du kümmerst dich nicht um meinen Zustand

und Du weißt nicht, was für Schmerzen ich ertrage.

Das ist nicht der richtige Weg,

dass du mich hier auf der Erde bleiben lässt und mich verlässt.

Komm zurück

und lass mich die Erde unter deinen Füßen werden.

Man gholame (Text: Rumi, Musik: Esmail Saedi)

Ich bin ein Geliebter des Mondes.
So sprich zu mir von nichts anderem als vom Mond.
Sprich zu mir von nichts anderem als von seinem Schein und seiner Süße.

Spreche nicht von Leid, sondern nur von Gaben.
Und wenn du von diesen nichts weißt, so sage nichts.

Letzte Nacht wurde ich wahnsinnig.
Die Liebe kam zu mir und sagte: Ich bin hier!
Schreie nicht! Wüte nicht! Sage nichts.

Ich sprach: Oh Liebe, dort ist etwas, das ich fürchte!
– Dort ist nichts! Sage nichts.

Ich sprach: Ist dieses Gesicht das Gesicht eines Engels oder eines Menschen?
– Es ist weder das Gesicht eines Engels noch das Gesicht eines Menschen.
Es ist das Gesicht von etwas anderem… doch sage nichts.


Maulana Rumi

Der persische Sufipoet und Mystiker Maulana Rumi (1207-1273) wird als einer der größten Dichter der Weltgeschichte angesehen. Kaum ein Dichter versteht es so wie Rumi, die ewige Liebesgeschichte zwischen Göttlichem und Menschlichen in Worte zu fassen. Obwohl in der islamischen Kultur verwurzelt, steht er als Weltenverbinder über allen Religionen und bringt seine interkulturelle Botschaft der umfassenden Liebe auch in die heutige Welt. Er zeigt auf, dass es mit dem Sufismus eine aufgeklärte und undogmatische Tradition gibt, die sowohl westliche Suchende wie oppositionelle Menschen in der arabisch-islamischen Welt miteinander verbinden kann.
Mehr dazu bei unserem Partnerprojekt unter: www.rumiprojekt.de

Karawane der Liebe (Ibn al-Arabi )

Es töten ihre Blicke, doch zum Leben erweckt ihr Wort,
als sei sie Jesus gleich.
Wie Thoratafeln glänzen ihre Schenkel,
ich lese und studiere sie wie Moses.
Christliche Bischöfin, doch ohne Schmuck,
verbreitet sie das Strahlen des Gesetzes.
Einsam und ohne Freunde nahm sie sich die entrückte Klause.
Sie übertrifft die Weisen unseres Glaubens,
die schriftgelehrten Juden und Prälaten.
Als ihr Kamel zur Reise drängte, rief ich:
Ihr Treiber! Niemals nehmt sie mit euch fort!

Du Schönheit! Anmut! Gebt mir Luft zum Atem!

Sie kreist umher in meinem Herzen Stunde um Stunde,
zur Liebe und zur Qual, und küsste mein ganzes Wesen.
Das wunderbarste sind verschleierte Gazellen;
es locken rotlackierte Finger, schöne Augen.
Ihr Weidengrund ist tief im Innern meiner Brust;
wie wundervoll: ein Garten zwischen Feuerflammen!
Mein Herz hat angenommen jegliche Gestalt:
für die Gazellen Weideplatz, für Mönche Kloster,
den Götzen Tempelbau, dem Pilgerkreis die Ka`ba, Schriftrollen für die Thora, das heilige Buch dem Koran. Dies ist der Ort: die Biegung in den Felsen; gib die Kamele frei, wir sind am Ziel!

Mein Glaube ist die Liebe:
Wo die Karawane auch hinziehen mag, ist Liebe meine Religion.

Genießt!- wie die Mädchen mit den vollen Brüsten,
und weidet – wie die flüchtigen Gazellen,
im Garten, wo die Fliegen tönend schwirren und Vögel freudig ihre Antwort flöten.
So lieblich der Ort, so zart sein Hauch!

Aus Adams Zeiten erzählt der Wein uns seine Geschichte vom Paradiesgarten.
Der süße Wein entfließt dem Mund der Schönen,
wie von den Mädchen Moschus zu uns strömt.
So lieblich der Ort, so zart sein Hauch!


Ibn al Arabi

Ibn al Arabi (1165 Murcia in al-Andalus – 1240 Damaskus in Syrien) ist der berühmteste Dichter und Philosoph der arabischen Welt. Für ihn war Liebe und Sexualität ein Gottesdienst und er sah Gott in allen Formen des Lebendigen (die Lehre von der „Einheit des Seins“- wahdat al-wudschūd), wofür er oft kritisiert und verboten wurde. Sein bekanntestes Gedicht „Dolmetscher der Sehnsüchte“ (der Text „Karawane der Liebe“ ist ein Ausschnitt davon) spricht über die vielen Erscheinungsformen des Göttlichen. Er widmete es seiner verehrten jungen Geliebten Nizami aus Mekka.

Durme, Durme (Sephardisches Wiegenlied)

Durme, durme, querido hijico
durme sin ansia y dolor
cerra tus chicos ojicos
durme, durme con savor.
Cerra tus lindos ojicos
durme, durme con savor.

De la cuna salirás
a la escola tu entrarás
y alli mi-querido hijico
a meldar te ambezarás

Schlafe, schlafe geliebter Sohn
Schlafe ohne Sorge oder Traurigkeit
Schließe deine hellen Augen
Schlafe, schlafe süß

Nach der Krippe
gehst du in die Schule
Und da, mein geliebter Sohn
beginnst du zu lesen


Dieses traditionelle Schlaflied wird in Ladino gesungen, eine jüdische Hybridsprache, die auch als jüdisch-spanisch oder sephardisch bekannt ist. Die sephardischen Juden verbreiteten sich von Spanien nach Marokko (die „westliche Tradition“) und in Teile des osmanischen Reiches („östliche Tradition“) bis in den Balkan und nach Israel. Die Sänger waren traditionell zumeist Frauen, die während der Hausarbeit singen. Viele sephardische Lieder werden in ganz Südeuropa und Nordafrika gesungen und zeigen so den weitverbreiteten Einfluss der jüdischen Diaspora von al-Andalus.

El-Milagro de al-Andalus (Ibn Khafadja)

El Milagro de al-Andalus – Das Wunder von al-Andalus

Nada más bello o andaluces
que vuestras huertas frondosas,
jardines, bosques, rios
y claras fuentes.

Al-Andalus, ihr Leute, ist ein Wunder:
voll Wasser, Schatten, Flüssen, hohen Bäumen.

Edén de los elegidos
es vuestra tierra dichosa
si tuviera que escoger
este viviria.

Der Garten Eden ist bei euch allein;
nie würde andre Heimat ich mir wählen.

No temáis el infierno
ni sus penas espantosas
no entra en el infierno
quien conoció al paraiso

Drum fürchtet nicht die Hölle: niemand kommt
ins Höllenfeuer nach dem Paradies!


Ibn Khafadja

Ibn Khafadja (1058-1139) wird auch „der Gärtner“ genannt und ist einer der berühmtesten Poeten von al-Andalus. Sein besonderes Stilelement ist eine Vermischung von Natur und Eros gepaart mit der Nostalgie verlorener Paradiese. Landschaften werden bei ihm zu Seelenlandschaften, wobei die Natur oft als Frauengestalt erscheint oder mit femininen Attributen versehen wird.

Abal – Brise auf Rosen (Ibn Khafadja)

Sie kam, begehrenswert – wie Rast nach schwerer Reise, wie Schlaf nach  durchwachter Nacht
– wie Stille der Erlösung.

Vom Abend bis zum frühen Morgen – bin ich bei ihr,
wo sie ihrer Brüste Lanzenspitzen auf mich richtet,
wo aus dem Mund ich ihr – die Margeriten sauge
und ihres Leibes schlanke Gerte – zu mir hinab beuge!

Sie wiegt ihre Hüften, und ich bitte sie zu pflücken
die Blüte des Verlangens, der Vereinigung Frucht.
Doch sie entzieht sich mir, biegt und windet sich,
wie der Myrtenbaum im Wind sich wiegt.
Was in ihr an Tränen war, bricht aus ihr heraus,
so wie aus trockenem Stein reines Wasser quillt.

Ich sehe sie aus ihrem Kleide gleiten
wie aus seiner Scheide das Schwert sich schält.
Wie süß zu tasten ist ihr schlanker, gerader Leib;
es beben ihre Flanken wie die Klinge federt.
Mein Kuss flieht von den Wangen hin zum Mund
ein klarer Trunk ist besser noch,
als eine Brise von Rosen!
Ihr Antlitz küsse ich in des Glückes Sonnenaufgang.

Wenn sie nicht selbst die Sonne war,
dann war sie ihre Schwester
– wie aus einem Stoff gewoben.


Ibn Khafadja

Ibn Khafadja (1058-1139) wird auch „der Gärtner“ genannt und ist einer der berühmtesten Poeten von al-Andalus. Sein besonderes Stilelement ist eine Vermischung von Natur und Eros gepaart mit der Nostalgie verlorener Paradiese. Landschaften werden bei ihm zu Seelenlandschaften, wobei die Natur oft als Frauengestalt erscheint oder mit femininen Attributen versehen wird.

 

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