Dem Kelch will ich die Lippen küssen – den Moschusduft
In dieser Zeit wird jeder übermütig – der Frühlingsduft
Ich pflücke Rosen, schlürfe an deinem Mund – wie liebestoll
Die Nachtigall schwätzt wirr in ihrem Baum – so sehnsuchtsvoll
Lasst mich – mit meinem Kelch, bis ich – geheilt bin
Wer sagt:- „Trink und berausche Dich!“ – ist mein Freund
Doch wer sagt: „Reiß Dich zusammen“ – ist ein Schuft.
Der Mullah hängt – an meinem Bart und ruft – „Bereu!“
Doch ich bin bereit – den Weg der Wollust – zu gehen
Dem Kelch will ich die Lippen küssen – den Moschusduft
Würde doch – die Liebe und der Wein – ewig fließen!
Bist du da – strömen Sterne in mein Glas – mein Glas ist voll
Allah hilf – das die Geliebte – sich nie verschließe
wenn mein trockner Mund sie bittet – um einen Tropfen Wein.
In deinem schönen Mund – ist es Wasser? – ist es Wein?
Dem Kelch will ich die Lippen küssen – den Moschusduft
Zu Ende ist nun meines Liedes – so süßer Hauch.
Weit ist der Weg zu Dir Geliebte – ich breche auf
In der Luft liegt schwer der Moschusduft
ich breche auf, ich breche auf…
Ibn Quzman
Ibn Quzman (Cordoba 1080-1160) war der erste Dichter in al-Andalus, der nicht in Hocharabisch, sondern in der Sprache des Volkes dichtete. Er war nicht, wie die meisten Dichter und Künstler, abhängig von einem Kalifen, sondern zog in Cordoba von Kneipe zu Kneipe und unterhielt die Menschen ohne Schere im Kopf mit den Themen, die sie bewegten.
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