Bazar andalus

Monat: September 2017 (Seite 1 von 3)

Convivencia – ein interkulturelles Kunstsymposium

Vom 27.8.- 3.9.2017 in der Alten Schule Wiesenburg und im Studio Wiesenburg in der Nähe von Bad Belzig /Fläming

Convivencia – ein interkulturelles Kunstsymposium

Esmail Saedi, Rodi Khalil, Beate Simon, Dietmar Roth, Adnan Abd Al-Rahman, Dieter Halbach, Anne Francoise Cart, Wolfgang Schmidbauer, Chantal Varie (v.l.n.r.)

Eine Woche lang haben wir uns getroffen und zusammen gelebt und gearbeitet. Unser Thema war ja auch: „Convivencia- die Kunst des Zusammenlebens“. 10 KünstlerInnen aus verschiedenen Kulturen und Bereichen, sowohl vor kurzem Geflüchtete, schon länger hier wohnende Migranten und Deutsche, aus den Sparten Malerei, Musik, Dichtung, Tanz und Videokunst.

Wolfgang Schmidbauer, Esmail Saedi, Rodi Khalil (v.l.n.r.)

Wolfgang Schmidbauer, Esmail Saedi, Rodi Khalil (v.l.n.r.)

Beate Simon und Dieter Halbach, als Initiatoren haben schon in Bad Belzig in der Flüchtingsinitiative „People meet People“ zusammen gearbeitet. Über unsere Idee zum Symposium haben wir vorher gesagt: „Wo im Alltag oft Sprachlosigkeit herrscht, wenn fremde Kulturen sich begegnen, wollen wir versuchen uns mit der universellen Srache der Kunst zu begegnen. Sowohl Gemeinsamkeiten, als auch Unterschiede und Konflikte, können so thematisiert und kommuniziert werden.“ Und es wurde intensiv, nicht immer leicht und die Konfliktlinien verliefen nicht so sehr entlang der Kulturen, sondern eher kreuz und quer. Vor allem die eher individuelle Arbeit der Künstler im Atelier an der Leinwand und die zeitintensive kollektive Arbeit der Musiker in Mal´s Scheune führte zu einer Trennung.

Chantal Varie

Chantal Varie & Bazar andalus

Da half nur noch Humor, gegenseitige Besuche, gutes Essen und gemeinsame Feste. Und die haben wir gefeiert und alle Grenzen weggetanzt, getrunken und gesungen. Der „Tanz der Völker“ wird also wohl weiterhin im Zentrum einer Kultur des Zusammenlebens stehen. Und das Einlassen auf hervortretende Unterschiede und Konflikte auf dem Weg. Am Ende hatten sie die Mühen der Ebene gelohnt: Eine Ausstellung und ein berauschendes Konzert brachten die Früchte unserer Arbeit uns selbst und unseren Gästen nahe.

Wer Interesse an den Erfahrungen des gemeinsamen Prozesse und an den Ergebnissen hat:

  • Eine Videodokumentation und die neuen Musikvideos werden demnächst fertig und hier zu sehen sein.
  • Gegen Ende des Jahres werden wir zwei kostenlose Broschüren herausbringen. Sie sind dann hier auf der website zu bestellen.
  • Die Bilder der Maler sind auf www.la-convivencia.de zu sehen.

Die beteiligten Künstler

Malerei:

Rodi Khalil (Syrien/Bremen)

Adnan Abd Al-Rahman (Syrien/ Frankfurt am Main)

Anne Francoise Cart (Berlin)

Beate Simon (Bad Belzig)

Musik:

Esmail Saedi (Iran,Kurdistan/Brück)

Wolfgang Schmidbauer (Kranepuhl)

Dietmar Roth (Schmerwitz)

Dieter Halbach (Bad Belzig)

Dichtung:

Esmail Saedi (kurdisch, persisch, arabisch)

Dieter Halbach (deutsch)

Tanz:

Chanta Varie

Video:

Malcolm St. Julian-Bown (Wiesenburg)

Am Tag nach dem Convivencia-Kunst-Symposium, 3. September 2017

 

 

Yar Mara

Ein persisches Gedicht des Sufipoeten Mevlana Rumi (1207-1273) für den göttlichen Geliebten, seinen spirituellen Lehrer und Freund den Wanderprediger Shams aus Täbris, Liedtext lesen

Hegerito

Ein kurdisches Liebeslied über den Trennungschmerz geschrieben von unserem Sänger und Daf-Spieler Esmail Saedi aus dem Iran

Durme durme

sephardisches Wiegenlied aus al-Andalus

Yar Mara (Rumi)

deutsche Übersetzung des persischen Liedes:

Mein Freund, mein wahrer Freund
Du bist meine Höhle, beschütze mich!
mein Freund, mein wahrer Freund
Noah bist du, meine Seele bist Du,
Täter und Opfer bist Du.
Du bist wie eine Brust für meine Geheimnisse.
mein Freund, mein wahrer Freund

Ein Tropfen bist du, das Meer bist du,
du bist Liebe, Zorn bist du.
Zucker bist du und bitteres Gift bist du
Verletze mich nicht mehr!
Mein Freund, mein wahrer Freund


Maulana Rumi

Der persische Sufipoet und Mystiker Maulana Rumi (1207-1273) wird als einer der größten Dichter der Weltgeschichte angesehen. Kaum ein Dichter versteht es so wie Rumi, die ewige Liebesgeschichte zwischen Göttlichem und Menschlichen in Worte zu fassen. Obwohl in der islamischen Kultur verwurzelt, steht er als Weltenverbinder über allen Religionen und bringt seine interkulturelle Botschaft der umfassenden Liebe auch in die heutige Welt. Er zeigt auf, dass es mit dem Sufismus eine aufgeklärte und undogmatische Tradition gibt, die sowohl westliche Suchende wie oppositionelle Menschen in der arabisch-islamischen Welt miteinander verbinden kann.
Mehr dazu bei unserem Partnerprojekt unter: www.rumiprojekt.de

Prinzessin Wallada (1001-1091) & Ibn Zaydun (1003-1071)

Wallada:

Masallah, ich bin des höchsten Ranges wert
Masallah, ich bin frei in dieser Sklavenwelt
ich gehe meinen Weg und liebe wie ich leb
Wer mich liebt, dem biete ich meinen Mund
dem schenke ich meinen Kuss, der mich begehrt
– dem schenke ich meinen Kuss, der mich begehrt

Ich bin frei geboren, um frei zu leben
wer mich begehrt, der soll mich auch ehren
ich gehe meinen Weg und liebe wie ich lebe
Wer mich liebt, dem biete ich meinen Mund
dem schenke ich meinen Kuss, der mich begehrt
– dem schenke ich meinen Kuss,der mich begehrt
Ibn Zaydun:

Sei hochmütig: ich werde es ertragen.
Sei stolz: ich werde es erdulden.
Überhebe dich: ich werde mich fügen.
Wende dich ab: ich werde mich zuwenden.
Sprich: ich werde zuhören.
Befiehl: ich werde gehorchen


Prinzessin Wallada & Ibn Zaydun

Prinzessin Wallada (994-1091) war eine mächtige und emanzipierte Frau in al -Andalus, die neben anderen Frauen und Männern auch eine Liebesaffaire mit dem berühmten Dichter Ibn Zaydun ( 1003-1071) einging. Es war eine dramatische Beziehung, in der jeder noch weitere Geliebte hatte und die mit ihren intimen Höhen und Tiefen poetisch in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde.

Tanto amare – Soviel Liebe! (Yosef ibn Caprel)

Tanto amare, tanto amare
Habibi, tanto amare

Enfermeron, ohyos nidios
Ya du-olen, tan male
Soviel lieben, soviel lieben.
Liebster, soviel lieben!

Krank werden meine blanken Augen,
sie schmerzen schon so sehr!


Yosef ibn Caprel

Yosef ibn Caprel ist ein hebräischer Dichter, der um 1000 bis 1060 herum gelebt hat. Er soll ein Vorsänger in der Synagoge in Granada gewesen sein. Er wurde unsterblich, weil dieses Liebesgedicht von ihm das älteste überhaupt erhaltene Dokument in Altspanisch ist.

Man gholame (Text: Rumi, Musik: Esmail Saedi)

Ich bin ein Geliebter des Mondes.
So sprich zu mir von nichts anderem als vom Mond.
Sprich zu mir von nichts anderem als von seinem Schein und seiner Süße.

Spreche nicht von Leid, sondern nur von Gaben.
Und wenn du von diesen nichts weißt, so sage nichts.

Letzte Nacht wurde ich wahnsinnig.
Die Liebe kam zu mir und sagte: Ich bin hier!
Schreie nicht! Wüte nicht! Sage nichts.

Ich sprach: Oh Liebe, dort ist etwas, das ich fürchte!
– Dort ist nichts! Sage nichts.

Ich sprach: Ist dieses Gesicht das Gesicht eines Engels oder eines Menschen?
– Es ist weder das Gesicht eines Engels noch das Gesicht eines Menschen.
Es ist das Gesicht von etwas anderem… doch sage nichts.


Maulana Rumi

Der persische Sufipoet und Mystiker Maulana Rumi (1207-1273) wird als einer der größten Dichter der Weltgeschichte angesehen. Kaum ein Dichter versteht es so wie Rumi, die ewige Liebesgeschichte zwischen Göttlichem und Menschlichen in Worte zu fassen. Obwohl in der islamischen Kultur verwurzelt, steht er als Weltenverbinder über allen Religionen und bringt seine interkulturelle Botschaft der umfassenden Liebe auch in die heutige Welt. Er zeigt auf, dass es mit dem Sufismus eine aufgeklärte und undogmatische Tradition gibt, die sowohl westliche Suchende wie oppositionelle Menschen in der arabisch-islamischen Welt miteinander verbinden kann.
Mehr dazu bei unserem Partnerprojekt unter: www.rumiprojekt.de

Sein schöner Mund (Ibn Khafadja)

Ich sitze am Fuße eines Baumes
in reicher Laube.
Der Nordwind neckt den Baum,
der neckt ihn spielend wieder.
Denn er ist trunken vom Gesang der Taube
und schlürft die Wolke aus.
– Sie beugt sich nieder

Der Stern des reinen Weines
steigt empor am Morgenhimmel.
Der junge Tag bereitet sich Vergnügen,
und lässt die morgenroten Fahnen fliegen.

Der Garten zeigt ein leuchtendes Gesicht:
die Schatten bilden seine schwarzen Haare,
sein schöner Mund ist dort, wo das klare Wasser
lächelnd sich in die Gräser flicht.
– Wie schön ist dieser Fluss!

Ich nahe seinen hellen Gewässern noch lieber
als den Lippen schöner Frauen.
Und bis zum Abend klingt das Lied der Taube
und alle Zweige tanzen her und hin.
Ich freue mich über sie,
und über mich freut sich die Laube.
– Weil ich in meinem Garten glücklich bin!


Ibn Khafadja

Ibn Khafadja (1058-1139) wird auch „der Gärtner“ genannt und ist einer der berühmtesten Poeten von al-Andalus. Sein besonderes Stilelement ist eine Vermischung von Natur und Eros gepaart mit der Nostalgie verlorener Paradiese. Landschaften werden bei ihm zu Seelenlandschaften, wobei die Natur oft als Frauengestalt erscheint oder mit femininen Attributen versehen wird.

Reise nach al-Andalus (Ibn Khafadja)

Dieses Land ist eine Jungfrau.
Ihre Gewänder sind mit Blumen bunt bestickt.
Der Himmel liebt sie heiß, wie ein Verschwender,
– der sie mit seinen Gaben reich beglückt.
Blitze sind der Schlag von seinem Herzen
und seine Tränen spenden warmen Regen ihr.
Sie aber lächelt dir aus tausend Blütenkelchen verliebt zu.

Dieses Land ist eine Jungfrau.
Ihre Gewänder sind mit Blumen bunt bestickt.
Das Paradies liegt in Al Andalus.
Die Tage sind wie ein Lächeln
– und die Nächte,
sie runden sich wie Lippen dir zum Kuss.
Ein jeder Duft ist eine Liebesflechte,
wie sehne ich mich nach Al Andalus.


Ibn Khafadja

Ibn Khafadja (1058-1139) wird auch „der Gärtner“ genannt und ist einer der berühmtesten Poeten von al-Andalus. Sein besonderes Stilelement ist eine Vermischung von Natur und Eros gepaart mit der Nostalgie verlorener Paradiese. Landschaften werden bei ihm zu Seelenlandschaften, wobei die Natur oft als Frauengestalt erscheint oder mit femininen Attributen versehen wird.

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