Dieter Halbach – Gesang, Oud, Saz… Esmail Saedi – Gesang, Daf, Setar
Dietmar Roth – Kontrabass, Geige Wolfgang Schmidbauer – Gesang, Sarod, Gitarre
Jelka Mönch – Geige Ludger Rother – Sax, Flöte..
Gast: Hesam Assadi – Kamantsche
Dieter Halbach, geb. 1953 in Berlin
Gesang, arabische Oud, Gitarre, türkische Saz, afghanische Rubab, armenische Duduk, Flöten
Multiinstrumentalist und Singer/Songwriter.
Frühe Beschäftigung mit indischer und orientalischer Musik, Improvisation und Free Jazz. Parallel dazu Songwriter mit deutschen Texten. Bisherige Projekte: Rumi-Projekt – Lieder und Liebespoesie des persischen Sufimystikers Mewlana Rumi (www.rumiprojekt.de). Zusammenarbeit mit der Sängerin Laura Büning mit Liebesliedern aus Ghetto und KZ (www.laura-morgenstern.de). Seit 2010 Beschäftigung mit der Geschichte und Poesie aus al-Andalus. Beginn der Übertragung der Gedichte in Kompositionen und deutsche Liedtexte. 2015 Gründung von Bazar andalus.
„Ich denke unser Programm Convivencia kommt genau zur richtigen Zeit, um ein Zeichen für ein gelingendes Zusammenleben zu setzen. Aufbauend auf meine Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit möchte ich in der Kunst eine Vision von Schönheit, Sinnlichkeit und Reichtum erlebbar machen, die in der Begegnung von Orient und Okzident verborgen liegt. Gehört der Islam zu Europa? Die Entdeckung des Wunders von al-Andalus hat mir darauf eine Antwort gegeben. Ja, ich höre in den alten andalusischen Gedichten die Stimme der Aufklärung und eine Weisheit und Lebensfreundlichkeit, die ich mir für ein gemeinsames Europa und für mein eigenes Leben wünsche.“
Esmail Saedi, geb. 9.1.1984 in Sannandaj (Kurdistan/Iran)
Gesang, Gitarre, Setar (persische Kurzhalslaute), Daf (Rahmentrommel mit Schellen), Percussion
Schon als Kind lernte ich von meinen Freunden das Spielen der Daf, sie ist in meiner kurdischen Heimat im Iran sehr beliebt. Zu ihrem Rhythmus haben wir oft kurdische Lieder gesungen. Die Daf spielt auch eine wichtige Rolle bei den Ritualen der Sufiorden. Mein Vater war das Oberhaupt einer solchen Sufigemeinschaft und ich bin mit diesen Ritualen und Gesängen aufgewachsen. Mit 15 Jahren wurde ich von einem Sheich (Oberhaupt eines Sufiordens) in seine Gemeinschaft eingeführt. Mein Interesse war nicht so sehr religiös, sondern ich wollte die Gesänge der Sufis begleiten. Mit 17 begann ich mir selbst Setar beizubringen und später auf der Gitarre Lieder für meine Gedichte zu komponieren. Das war eine Befreiung für mich. Die meisten meiner Lieder handeln von Liebe, aber auch von dem Widerstand gegen das iranische Regime. Ich gründete die Band Paiez (das ist mein Spitzname und heißt Herbst). Wir waren sehr erfolgreich und ich verdiente genug Geld um meine große Familie zu versorgen.
Als in meiner Region ein Aufstand der Kurden gegen die iranische Regierung ausbrach, wurden viele Menschen und auch ein Freund von mir getötet. An diesem Tag schrieb ich das Lied “Oh Welt”, es ist eine Anklage und Wehklage gegen die Mächtigen im Iran. Darin heißt es: “Sie haben den Menschen ihre Gefühle genommen. Sie haben den Müttern ihre Kinder genommen. Alle Menschen sind traurig – bis wann?”. Ohne mein Wissen wurde das Lied in den sozialen Netzwerken verbreitet und mit der Zeit sehr populär. Meine Familie wurde daraufhin von der Geheimpolizei bedroht und ich musste fliehen. Über den Irak und die Türkei kam ich im November 2015 nach Deutschland und im Dezember 2016 in das Flüchtlingsheim nach Brück in Brandenburg. Dort lernte ich den Sozialarbeiter Shooresh Fezoni kennen, der auch iranischer Kurde und Daf Spieler ist (s. seine Vita). So bekam ich Kontakt zu Bazar andalus.
“Ich bin sehr glücklich, denn ich habe mit den Musikern von Bazar andalus auch Freunde gefunden. Vorher war ich allein im Flüchtlingsheim, ohne Musik und ohne Freunde. Jetzt ist nicht alles, aber vieles gut. Gedichte und Musik bedeuten für mich Leben und Liebe- ohne Musik und Poesie bedeutet Leben garnichts. Sie sind wie ein Engel für mich. Wenn ich kurdische und persische Lieder singe, ist es für mich auch wie eine Verbindung zu meiner Heimat. Bei unseren Festen hier, wenn wir gemeinsam mit Musik und Tanz feiern, denke ich manchmal ich bin in Kurdistan. “
Wolfgang Schmidbauer, geb. 1975 in Amberg/Oberpfalz
Gesang, Gitarre, indische Sarod, Rahmentrommel
Musikalische Ausbildung in klassischer und Jazz-Gitarre.
Musikunterricht in Benares (Indien)
Meine musikalische Begeisterung brachte mich im Laufe der Jahre in Kontakt mit verschiedenen Instrumenten und Stilrichtungen aus aller Welt.
Seit einigen Jahren liegt mein Schwerpunkt auf indischer und persischer Musik, welche ich gerne mit Elementen aus Jazz und Folklore verbinde. Meine Hauptarbeitsbereiche sind Lifekonzerte, Bandprojekte, Begleitmusiker, Soloauftritte sowie Film- und Theatermusik für Kunst- und Kulturprojekte.
„Musik ist im besten Falle Ausdruck der Seele für die Liebe und das Mysterium des Seins. In der orientalischen Musik finde ich eine Resonanz und Tiefe, welche meiner Seele entspricht und in welcher ich meinen Ausdruck finde.“
Dietmar Roth, geb. 1968 in Bad Kissingen
Kontrabass, E-Bass, Geige, Gitarre, Gesang
Klassische Ausbildung am Konservatorium Würzburg (Violine) und in der Jazzschule Berlin (Kontrabass). Mitwirkung in verschiedenen Ensembles im Bereich Jazz, Weltmusik, Kirtan, Folklore. Mein Hauptmotiv liegt immer stärker darin, dem Gefühl des Moments einen Klang zu geben und im Zusammenspiel der Improvisation im Dialog zu sein.
„Die Schönheit der Harmonien aus der klassischen europäischen Musik, die subtile und kraftvolle orientalische Melodik und Rhythmik und die Stille und Ekstase meditativer Trancemusik fließen im Zusammenspiel von Bazar andalus zusammen. Mich fasziniert dabei die Begegnung von musikalischer Feinheit und treibenden Grooves, von spiritueller Poesie und erotischer Leidenschaft. Unsere Musik und Gedichte sind für mich wie eine Reise in der Zeit und zwischen die Welten, sie fühlen sich an wie die Erinnerung an eine vergangene Zukunft.“
Jelka Mönch, geb. 1977 in Valdivia (Chile)
Violine
Aufgewachsen mit bikulturellem Hintergrund in einer deutsch-chilenischen Familie und musikalische Prägung durch die Folklore und Widerstands – Liedkultur beider Länder. Musikschulausbildung in klassischer Violine. Autodidaktische Weiterentwicklung führte über progressive Hardrock-Band und Klezmer-Improvisation hin zu Mitwirkung in Festivals & Jazz-/Weltmusikprojekten.
Musik ist für mich im besten Falle vertonte Stille. Die Gnade zu erleben, wenn Musik geschieht und Mensch aussteigt aus dem ‘Tun’, wenn Klang nach Hause führt. Mit Bazar andalus gestaltet sich für mich eine inspirierende Matrix aus klanglicher Seelennahrung und kulturellem Wirken für eine in Vielfalt verbundene Gesellschaft.“
Ludger Rother, geb. 1964 in Duisburg
Kontrabass, Percussion, Saxophon, Querflöte
Eigene Musikstudien im Ruhrgebiet, Indien und Brasilien. Mitwirkung in Brassband, Jazz-/Worldmusic-Formationen, Chorleitung und Festival-Performances. Aktuelle Cd mit dem Jazzpianisten Joachim Goerke www.joachimgoerke.de
Für mich ist Musik ein wundersamer Ausdruck von Schönheit, Freude und Trauer. Und ich erfahre Musik auch als einen sozialen Interaktionsraum, als soziale Plastik: bei Trauerbegleitung, politischen Aktionen, Festivals – das „Wir-schaffen-das“ musikalisch übersetzen. Ich liebe die Diversität von und in Musik. Die Herausforderung aus Interkulturalität keinen Brei zu machen und sich der ewigen Migration menschlicher Kreativität zu stellen. Mich fasziniert die ekstatisch-tiefe Humanität von Rumis Dichtung und die historische Dimension von al-Andalus. Möge unser Wirken als Bazar andalus eine Blüte im Strom sein.“
Hesam Assadi, geb. in Sannandaj (Kurdistan/Iran)
Kamantsche (persische Kniegeige), Daf (Schellen-Rahmentrommel)
Hesam wuchs in Sanandaj, der Hauptstadt der iranischen Provinz Kurdistan auf. Sein Interesse an der Musik wurde durch einen Kunstlehrer an der Grundschule geweckt. Schon zu Jugendzeiten war er befreundet mit Esmail Saedi, dem heutigen Sänger von Bazar andalus. Sie verbrachten unzählige Stunden damit gemeinsam Musik zu kreieren. Hesam wechselte an ein Musikgymnasium und ging zum Studium schließlich nach Teheran an die einzige Musikhochschule des Landes. Dort wurde er von seinem Professor an der Kamantsche (Kniegeige) und an der Daf (Rahmentrommel) ausgebildet.
Konzertauftritte führten ihn in den Irak, die Türkei und nach Griechenland. Parallel arbeitete er mit einer eigenen Videoproduktionsfirma für verschiedene Fernsehsender. Die Veröffentlichung eines systemkritischen Musikvideos zwang ihn dazu, das Land zu verlassen. Nach langen Umwegen kam er 2015 nach Deutschland. 2016-17 spielte er mit dem Uelzener Trio Edelholz. Heute lebt er in Hannover und spielt u.a. mit dem Staatsorchester Braunschweig und studiert am Center for Worldmusic in Hildesheim. Erst in Deutschland traf er seinen alten Freund Esmail wieder und wurde Teil der Video- und Cd Produktionen von Bazar andalus.
Neue CD: “opening doors” mit dem Weltmusik Duo Bozó & Asadi