Wiesenburg
Der Raum ist abgedunkelt, auf der Bühne sitzen verschiedene Musiker mit ihren Instrumenten, eine junge Dame gibt Bauchtanz zum besten, daneben stehen zwei Frauen. Eine hantiert mit Farben. Die andere schiebt mit ihren flinken Fingerspitzen feinsten Sand über eine Glasplatte. Ein Beamer überträgt die entstehenden Gemälde der Künstlerin auf die Leinwand. Begleitet von den persischen und kurdischen Gesangsstücken der Band.
Convivencia – Zusammenleben
So vereinten sich in Mals Scheune am Samstagabend Malerei, Musik, Dichtung, Tanz und Videokunst in der Abschlussveranstaltung des zweiten interkulturellen Kunstsymposiums „Convivencia“ in Wiesenburg.
Beate Simon und Dieter Halbach waren die Initiatoren des Projekts. „Convivencia ist spanisch und bedeutet Zusammenleben.“, erklärt Beate Simon. „In Spanien lebten Moslems, Christen und Juden fast 800 Jahre zusammen. In der künstlerischen Begegnung wollen wir uns davon inspirieren lassen.“
Künstlerisches Schaffen in Mals Scheune
Für genau eine Woche trafen sich mit diesem Ziel sowohl Künstler aus der Region als auch aus der Ferne in Mals Scheune und der Alten Schule, um sich gegenseitig im kreativen Schaffen in unterschiedlichen Genres voranzubringen.
Sandmalerei von Anne Löper
Unter ihnen war auch die Sandmalerin Anne Löper. Ihre Sandgemälde verbildlichen die Inhalte der orientlaischen Lieder der Band „Bazar andalus“. Darin geht es um das Beisammensein, Völkerverständigung, aber auch Angst, Verfolgung und Flucht.
Die 37-Jährige machte zunächst eine Ausbildung zur Grafikerin. „Das war mir aber immer noch nicht genug, also nahm ich noch ein siebenjähriges Kunststudium auf“, sagt sie.
Inspiration fand sie in Russland
Ursprünglich wollte die gebürtige Sächsin Illustratorin werden, doch das änderte sich, nachdem sie in Russland die Aufführung einer Sandmalerin gesehen hatte: „Das war Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste sofort, dass das genau das ist, was ich in Zukunft machen möchte.“
Da es über diese Kunstform keine Lehrbücher gibt, brachte sich die jetzt in Hessen lebende Künstlerin ab 2008 alles autodidaktisch bei. „Bis auf die Zweifingertechnik, die habe ich in Indien gelernt“, sagt sie.
Wie funktioniert Sandmalerei?
Für ihre Gemälde nutzt sie Sand aus der Wüste Gobi in Asien. Den streut sie auf ihren selbst gebauten Sandmalereitisch, der eine von unten beleuchtete Glasplatte mit unterschiedlichen Schichtungen für spezielle Schattierungen trägt.
Über dem Tisch ist eine Kamera installiert, die die Performance filmt und auf eine Leinwand überträgt. Durch freistellen, wischen, streuen und schieben entwickelt sie immer wieder neue Bilder. „Mein Anspruch ist es, von einem Bild ins nächste zu gehen und dabei eine Geschichte zu erzählen.“
Farbe ergänzt die seltene Kunst
Die Initiatorin Beate Simon entdeckte Anne Löper bei einer Aufführung in Mals Scheune vor zwei Monaten. Sie ließ in die Sandmalereien Farben einfließen. Diese Kunst unterscheidet die Performance von anderen Sandmalereien.
Die etwa eineinhalbstündige multimediale Aufführung nahm der Besitzer der Scheune, Malcolm St. Julian-Bown, auf Video auf, das demnächst auf seinem Youtube-Kanal „Mal´s Scheune“ zu sehen sein wird.
Von Josefine Kühnel
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