Hier finden Sie die Liste der von mir ins Deutsche übertragenen Liedtexte (bitte anklicken).
Weiter unten erläutere ich  mein Vorgehen bei den Übertragungen.

Liedtexte der neuen CD Convivencia


Weitere Liedtexte

Meine Übertragung der Gedichte aus al-Andalus – Dieter Halbach

Für das Programm Convivencia versuche ich in den Gedichten aus al-Andalus, den persischen Gedichten von Rumi und den Liedern aus Kurdistan – gerade auch in den „deutsch nachempfundenen“ Übertragungen – den zeitlosen Geist der universellen Liebe hörbar zu machen.
Die Convivencia, die gegenseitige Befruchtung der Religionen und Kulturen hat in al-Andalus zwar nur einen – heute weitgehend vergessenen – geschichtlichen Moment von immerhin 800 Jahren gehalten. Doch in seinen poetischen Zeugnissen können wir wir den freien Geist von al-Andalus heute weitersprechen lassen. Für ihre lebendigen, sinnlichen und undogmatischen Botschaften halte ich eine zeitgemässe und „moderne“ Sprache für angemessen. Bei der Übermittlung der Geschichte von al-Andalus geht es mir nicht um die exakte, aber blutleere wissenschaftlich-historisch-philologische „Anbetung der Asche“, sondern um „das Wiederentzünden des Feuers“: Das Feuer einer gegenseitigen Befruchtung im Zusammenleben der Kulturen. Dafür habe ich ich neben einigen Übersetzungen aus dem Alt- Spanischen, Hebräischen und Arabischen weitgehend auf existierende deutsche Übersetzungen zurückgegriffen, insbesondere auf die Auswahl von Georg Bossong („Das Wunder von al-Andalus“) und von Claudia Ott („Gold auf Lapislazuli“). Gerade in der Übertragung der Gedichte in die Liedform durfte ich mich nicht an der genauen wörtlichen Wiedergabe der Gedichte orientieren, sondern musste mich nach dem ihnen innewohnenden Rhythmus ausrichten. Erst dadurch gewinnen die historischen Gedichte an musikalischer Kraft und errreichen eine direkte Wirkung im Ohr des Zuhörers, sie werden gegenwärtig.
Bei den alten Dichtern des Sufismus habe ich dieselbe Beheimatung wie in der andalusischen Dichtung empfunden. Als ich in den 80er Jahren erstmals die Gedichte, Rituale und Gesänge der Sufis kennen lernte, war es wie ein Wiedererkennen im längst Vertrauten. Als erstes kam Maulana Rumi als seelenverwandter Dichter zu mir. Später begann ich im Rumiprojekt (www.rumiprojekt.de) eigene Nachdichtungen und Arrangements von Rumis Dichtung umzusetzen. Ich tat das furchtlos, aber hoffentlich nicht respektlos, so als wäre „ich selbst Rumi“. Sein amerikanischer Übersetzer Jonathan Star hat diese intuitive Herangehensweise eindrücklich beschrieben:
„Wenn man spirituelle Literatur überträgt, ist dies nicht unbedingt eine Frage des Findens der rechten Worte, man muss vielmehr den Geist erfassen, aus dem heraus der Text entstanden ist. Bei Rumi verhält es sich so, dass man dabei die Gedankenwelt der Sufis betreten, sich im Rhythmus ihrer Trommeln bewegen und sich in den Armen des „Geliebten“ verlieren muss. Man muss ein Sufi werden. Und aus dieser Perspektive heraus sollte man auch Rumis Dichtung lesen, um sie in ihrem tiefsten Grund zu erfahren.“ Die Sufis verlangt es nach unmittelbarer Erfahrung Gottes, den sie den „Geliebten“ nennen. Diese Gottesliebe ließ die Sufis tanzen und singen und nächtelang feiern. Oft wurden sie als verrückt und gefährlich angesehen- doch gleichzeitig achtete man sie als große Künstler, Dichter und Mystiker des Islam.“

Mit meiner intuitiven Übertragungsweise erhoffe ich mir eine zeitgemässe Interpretation unmittelbar in die Herzen und den Verstand der heutigen Zuhörer zu bringen. Mein Freund, Dichter- und Musikerkollege Esmail Saedi ist dabei eine große Inspiration. Als iranischer Kurde -zuhause sowohl in der kurdischen wie in der arabischen und persischen Sprache und Kultur- ist er in der Tradition Rumis und des Sufismus aufgewachsen. Sein Vater war ein Sheich, ein Leiter einer kleinen Sufigemeinschaft, und so wuchs er als Kind im Kreis der tanzenden und singenden Derwische auf. Von ihm kann ich viel über die spirituellen und historischen Wurzeln der Gedichte und Lieder lernen. In seinen eigenen kurdischen Liedkompositionen erreicht mich die Sehnsucht nach spiritueller und weltlicher Heimat, sowohl die seiner eigenen Suche als auch die seines zerissenen Volkes. Poesie und Musik wird so ein Weg, die Freude aneinander zu entdecken, den Schmerz miteinander zu teilen und eine unmittelbare Erfahrung zu machen, wie Kulturen sich berühren können. Denn wie im alten al-Andalus und in den Gedichten Rumis werden wir im Europa der Zukunft nur durch eine Verbindung von Abendland und Morgenland friedlich und fruchtbar zusammen leben können.

Komm, komm, wer immer du bist!
Komm, auch wenn du tausendmal deine Versprechen gebrochen hast!
Komm, komm, ob du Jude, Christ oder Moslem bist. Komm!
(Inschrift auf Rumis Grab in Konya)